Summer-1941 Guckenheimer

(Letzte Bearbeitung / last updated on 18/01/2024)

Brief von Settchen und Adolf Guckenheimer an ihre Enkeltochter Lieselotte und Familie Selig in Chicago im Sommer 1941. / Letter from Settchen and Adolf Guckenheimer to their granddaughter Lieselotte and the Selig family in Chicago at summer 1941.

Transkription / Transcription

Sommer / Summer 1941

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Liebe Jenny und alle anderen Lieben! Wie glücklich wir waren, endlich mal wieder von Euch zu hören, könnt Ihr Euch wohl denken.1Der Brief dürfte zwischen Juli und September 1941 geschrieben worden sein. Eine genauere Datierung dürfte später nach Sichtung aller Briefe möglich sein. Sicher sind auch Briefe verloren gegangen. Inzwischen hast Du ja von meiner Nichte Luzie Levi gehört, dass sie für Passagen sorgen will.2Luzie Levi (Lucy Loory), die Nichte von Adolf Guckenheimer, lebte mit ihrem Mann Julius Levi (Jules Loory) seit 1939 in New York. Scheinbar bemühten sie sich, Adolf und Settchen Guckenheimer zu einer Passage (der Überfahrt per Schiff in die USA) zu verhelfen. Dazu war die Bürgschaft eines US-Bürgers („Affidavit“) verpflichtend, seit Juli 1941 waren sogar zwei Bürgschaften erforderlich. Also man weiß ja jetzt nicht, wie dies weiter gehen soll. Lieselotte schrieb, es wäre ohne Sinn, Bürgschaften zu schicken, aber dies dürfte nicht stimmen, denn Luzie schrieb schon wie vorher, dass sie für Passagen sorgen würde, und hätte auch öfter an Euch geschrieben, aber keine Antwort bekommen. Und sie hätte jetzt an Dich, liebe Jenny, einen Brief unter Einschreiben geschickt. Auch wir haben, wie bereits bei dem Brief an Lieselotte erwähnt, an den lieben Rudolf3Jennys Bruder, der ebenfalls in Chicago lebt. geschrieben, da wir überhaupt nichts von Euch gehört haben. Da machten wir uns große Sorgen, ob alles in Ordnung ist. Familie Kahn4„Familie Kahn“ sind Julius und Frieda Kahn aus Groß-Gerau, die im Juni 1941 mit dem Schiff in New York ankamen und dort von ihrem Sohn Karl empfangen wurden. Julius Kahn ist ein Neffe von Adolf Guckenheimer. werden auch meine Lieben besuchen und Euch Bericht erstatten. Auch Lieselotte wird sich sehr freuen, mal wieder von der Familie zu sehen, wenn man so lange weg ist, denn diese haben doch die Kinder groß werden sehen. Bis wir diese mal wieder sehen, werden sie schon große Damen sein. Hoffentlich hat die liebe Emma5Unbekannt. gute Nachricht von Jenny. Martha6Unbekannt. schrieb mir, es ginge Jenny und Kind gut. Dass Du liebe Jenny zur Zeit sehr beschäftigt bist, glaube ich sehr gern, denn Kinder7Jenny war 1941 bereits 57 Jahre alt und hatte zwei Enkelkinder im Haus: Manfred Spindel (1936) und Sandra Spindel (1939) bringen ein Haus voll Arbeit. In Gedanken bin ich oft bei Euch und hoffe doch, dass die liebe Lieselotte geduldig ihr Pflichten erfüllt. Wir freuen uns, dass Ihr von der lieben Ruth Gutes hört und es weiter so bleibt. Heute hatten wir auch Post von den Lieben aus A., sie fragen immer nach Euch und ganz besonders nach der lieben Tante Sofia.8Sofia Hochstädter, die Mutter von Jenny, die im selben Haus wohnt. Nun lebt recht wohl, seid alle meine Lieben innigst geküsst von Eurer dankbaren Settchen

Meine Lieben alle! Auch von mir die herzlichsten Grüße und alles Gute – Adolf

Deutsch     Anfang / Top

Dear Jenny and all the others! You can imagine how happy we were to finally hear from you again.9The letter was probably written between July and September 1941. A more precise dating should be possible later after reviewing all letters. I’m sure letters have also been lost. In the meantime you have heard from my niece Luzie Levi that she wants to take care of passages.10Luzie Levi (Lucy Loory), the niece of Adolf Guckenheimer, lived with her husband Julius Levi (Jules Loory) in New York since 1939. Apparently they tried to help Adolf and Settchen Guckenheimer to get a passage (the crossing by ship to the USA). For this purpose, the guarantee of a U.S. citizen („Affidavit“) was obligatory, since July 1941 even two guarantees were required. So we don’t know now how this is to continue. Lieselotte wrote that it would make no sense to send guarantees, but this should not be true, because Luzie already wrote, as before, that she would arrange for passages. She had also written to you several times, but had not received an answer. And she would have sent now to you, dear Jenny, a letter under registered mail. We also wrote to dear Rudolf,11Jenny’s brother, who also lived in Chicago. as already mentioned in the letter to Lieselotte, since we had not heard from you at all. Then we were very worried whether everything was alright. The Kahn family12„Kahn Family“ are Julius and Frieda Kahn of Gross-Gerau, who arrived in New York by ship in June 1941 and were met there by their son Karl. Julius Kahn is a nephew of Adolf Guckenheimer. will also visit my loved ones and report everything back to you. And Lieselotte will be very happy to see her family again after being away for so long, since they have seen the children growing up. Until we see them again, they will already be big ladies. Hopefully dear Emma13Unknown. has good news from Jenny. Martha14Unknown. wrote me that Jenny and the child were doing well. That you dear Jenny are very busy at the moment, I believe very much, because children15Jenny was already 57 years old in 1941 and had two grandchildren in the house: Manfred Spindel (1936) and Sandra Spindel (1939). bring a house full of work. I am often with you in thought and hope that dear Lieselotte patiently fulfills her duties. We are glad that you hear good things from dear Ruth and that it will continue like this. Today we also had mail from our loved ones in A., they always ask about you and especially about dear Aunt Sofia.16Sofia Hochstädter, the mother of Jenny, who lived in the same house. Now farewell, all my beloved ones are deeply kissed by your grateful Settchen.

Dear all! Also from me the warmest greetings and all the best – Adolf

Anmerkungen / Notes
  • 1
    Der Brief dürfte zwischen Juli und September 1941 geschrieben worden sein. Eine genauere Datierung dürfte später nach Sichtung aller Briefe möglich sein.
  • 2
    Luzie Levi (Lucy Loory), die Nichte von Adolf Guckenheimer, lebte mit ihrem Mann Julius Levi (Jules Loory) seit 1939 in New York. Scheinbar bemühten sie sich, Adolf und Settchen Guckenheimer zu einer Passage (der Überfahrt per Schiff in die USA) zu verhelfen. Dazu war die Bürgschaft eines US-Bürgers („Affidavit“) verpflichtend, seit Juli 1941 waren sogar zwei Bürgschaften erforderlich.
  • 3
    Jennys Bruder, der ebenfalls in Chicago lebt.
  • 4
    „Familie Kahn“ sind Julius und Frieda Kahn aus Groß-Gerau, die im Juni 1941 mit dem Schiff in New York ankamen und dort von ihrem Sohn Karl empfangen wurden. Julius Kahn ist ein Neffe von Adolf Guckenheimer.
  • 5
    Unbekannt.
  • 6
    Unbekannt.
  • 7
    Jenny war 1941 bereits 57 Jahre alt und hatte zwei Enkelkinder im Haus: Manfred Spindel (1936) und Sandra Spindel (1939)
  • 8
    Sofia Hochstädter, die Mutter von Jenny, die im selben Haus wohnt.
  • 9
    The letter was probably written between July and September 1941. A more precise dating should be possible later after reviewing all letters.
  • 10
    Luzie Levi (Lucy Loory), the niece of Adolf Guckenheimer, lived with her husband Julius Levi (Jules Loory) in New York since 1939. Apparently they tried to help Adolf and Settchen Guckenheimer to get a passage (the crossing by ship to the USA). For this purpose, the guarantee of a U.S. citizen („Affidavit“) was obligatory, since July 1941 even two guarantees were required.
  • 11
    Jenny’s brother, who also lived in Chicago.
  • 12
    „Kahn Family“ are Julius and Frieda Kahn of Gross-Gerau, who arrived in New York by ship in June 1941 and were met there by their son Karl. Julius Kahn is a nephew of Adolf Guckenheimer.
  • 13
    Unknown.
  • 14
    Unknown.
  • 15
    Jenny was already 57 years old in 1941 and had two grandchildren in the house: Manfred Spindel (1936) and Sandra Spindel (1939).
  • 16
    Sofia Hochstädter, the mother of Jenny, who lived in the same house.