04-02-1941 Guckenheimer

(Letzte Bearbeitung / last updated on 18/01/2024)

Brief von Settchen und Adolf Guckenheimer an ihre Enkeltochter Lieselotte und Familie Selig in Chicago am 4. Februar 1941. / Letter from Settchen and Adolf Guckenheimer to their granddaughter Lieselotte and the Selig family in Chicago on 4th of February 1941.

Transkription / Transcription

04-02-1941

English    Anfang / Top

Nr. 26. Meine Lieben! Vor allem hoffe ich, dass es Euch allen gut geht und kann Gottseidank ein Gleiches auch von uns berichten. Heute am 4 Febr., des lieben Opas Geburtstag, haben wir auf einen Brief von Euch gewartet. Kam aber leider nichts. Auch warten wir noch auf den angesagten Brief von Dir liebe Jenny1 Jenny Selig, geb. Hochstädter, ist eine Cousine von Settchen Guckenheimer. Sie war bereits 1902 in die USA ausgewandert. und hoffe ich doch, Gutes von Dir zu hören. Das dauert zur Zeit sehr lange, bis die Briefe ankommen und man ist immer etwas in Unruhe. Mit den persönlich beigefügten Grüßen von Dir, liebe Tante Sofie, 2„Tante Sofie“ Hochstädter ist die Mutter von Jenny Selig und lebte im selben Haushalt in Chicago. haben wir uns sehr gefreut, aber nur waren wir sehr enttäuscht, dass Du uns, liebe Jenny, nicht persönlich einen Gruß beigefügt hast, hoffentlich geht es Dir und Deinen Lieben gut und Ihr seid gesund, damit wir keinen Grund zur Besorgnis haben. Denn wenn man sich nicht sprechen kann und nur auf schriftlichem Wege seine Gedanken austauschen kann, dann hört sich alles ganz anders an. Wir waren wegen Ruth in Sorge, deshalb das Telegramm. Jetzt komme ich nochmals auf unser Schreiben vom 16. & 24. Jan. Zurück, die Briefe Nr. 23 & 24. Letzteren haben wir unter Einschreiben geschickt, damit Ihr diesen bestimmt bekommt. Und bitte ich Dich, liebe Jenny, uns Deine Ansicht sofort mitzuteilen, sei bitte so gut, damit wir doch wissen, woran wir uns halten müssen, denn wir können jeden Tag aufgefordert werden, unsere Papiere einzuschicken. Ich werde auch noch mal an Bernhard3Unbekannt. schreiben, trotzdem ich ihm schon verschiedene Male geschrieben habe, habe ich noch keine Antwort erhalten, was ich durchaus nicht schön finde, besonders wenn man doch so nötig Hilfe braucht. Ruths Sachen werden ja in Ordnung sein, wie wir aus dem Telegramm ersehen, wird sie, wenn Gott will, bald zu Euch kommen können,4Offensichtlich war die Einreise von Ruth nach Chicago schon für 1941 geplant und von den Großeltern und Jenny organisiert worden. Ruth konnte jedoch erst nach dem Krieg 1947 (?) nach Chicago kommen. Sie wird doch sicher froh sein, in Eueren lieben Familienhaus kommen zu dürfen, wo sich doch Lieselott bei Euch, meine Lieben, so wohl fühlt. Du liebe Jenny Mutterstelle an deinen Kindern versuchst, der liebe Gott wird dich für deine gute Tat schon belohnen und auch wir sind Dir von Herzen dankbar und werden, weiß Gott, alles gut machen können. Also hoffentlich kommt doch in den nächsten Tagen Dein mit Sehnsucht erwarteter Brief, und ich bitte gleichzeitig herzlich um recht baldige Antwort auf unsere für uns sehr berechtigten Anfragen. Bleibt alle meine Lieben gesund und seid herzlichst gegrüßt & geküsst von Eurer Euch liebenden Settchen & Oma!

Meine Lieben! Diesen beiden letzten Briefe werdet Ihr jetzt erhalten haben (Unleserlich)

[RAND RECHTS] (Unleserlich)

Deutsch     Anfang / Top

No. 26. My dear ones! First of all, I hope that you are all well and, thank God, I can report the same from us. Today, February 4, dear Grandpa’s birthday,5The letter was written on February 4, 1941. we were waiting for a letter from you. But unfortunately nothing came. We are also still waiting for the promised letter from you, dear Jenny,6Jenny Selig, née Hochstädter, is a cousin of Settchen Guckenheimer. She had already emigrated to the USA in 1902. and I hope to hear something good from you. At the moment it takes a long time for the letters to arrive and we are always a bit worried. With the personally enclosed greetings from you, dear Aunt Sofie,7„Aunt Sofie“ Hochstädter is the mother of Jenny Selig and lived in the same household in Chicago. we were very happy, however, we were very disappointed that you did not personally enclose a greeting to us, dear Jenny, hopefully you and your loved ones are well and you are healthy, so that we have no reason to worry. Because when you can’t talk and can only exchange your thoughts in writing, it all sounds very different. We were worried about Ruth, hence the telegram. Now I come back to our letters of Jan. 16 & 24, letters No. 23 & 24. We sent the last one by registered mail so that you would definitely receive it. And I ask you, dear Jenny, to let us know your opinion immediately, please be so good, so that we may know after all what we must observe, for we may be called upon every day to send in our papers. I will also write again to Bernhard,8Unknown. although I have already written to him several times, I have not yet received an answer, which I do not find at all nice, especially when one needs help so badly. Ruth’s things will be all right, as we can see from the telegram, God willing, she will soon be able to come to you,9Apparently Ruth’s entry to Chicago had already been planned for 1941 and organized by the grandparents and Jenny. However, Ruth could not come to Chicago until after the war in 1947 (?). she will surely be happy to come to your dear family home, since Lieselotte feels so comfortable with you, my dear ones. You, dear Jenny, are trying to be a mother to your children, the good Lord will reward you for your good deed and we, too, are grateful to you from the bottom of our hearts and will, God knows, be able to compensate you for everything. So, I hope that in the next few days your long awaited letter will arrive, and at the same time I sincerely ask for an answer to our very justified requests as soon as possible. Stay healthy, my dear ones, and be sincerely greeted & kissed by your loving

Settchen & Oma!

My dears! You will now have received these last two letters (illegible…)

[EDGE RIGHT] (illegible…)

Anmerkungen / Notes
  • 1
    Jenny Selig, geb. Hochstädter, ist eine Cousine von Settchen Guckenheimer. Sie war bereits 1902 in die USA ausgewandert.
  • 2
    „Tante Sofie“ Hochstädter ist die Mutter von Jenny Selig und lebte im selben Haushalt in Chicago.
  • 3
    Unbekannt.
  • 4
    Offensichtlich war die Einreise von Ruth nach Chicago schon für 1941 geplant und von den Großeltern und Jenny organisiert worden. Ruth konnte jedoch erst nach dem Krieg 1947 (?) nach Chicago kommen.
  • 5
    The letter was written on February 4, 1941.
  • 6
    Jenny Selig, née Hochstädter, is a cousin of Settchen Guckenheimer. She had already emigrated to the USA in 1902.
  • 7
    „Aunt Sofie“ Hochstädter is the mother of Jenny Selig and lived in the same household in Chicago.
  • 8
    Unknown.
  • 9
    Apparently Ruth’s entry to Chicago had already been planned for 1941 and organized by the grandparents and Jenny. However, Ruth could not come to Chicago until after the war in 1947 (?).