Adolf & Settchen Guckenheimer

(Letzte Bearbeitung / last updated on 14/12/2023)


Das tragische Schicksal von Adolf und Settchen Guckenheimer in der Zeit des Nationalsozialismus, ihr Leben und Wirken sollen nicht vergessen werden. Ihre Familiengeschichte wird hier umfassend dargestellt. / The tragic fate of Adolf and Settchen Guckenheimer during the National Socialist era, their life and work will not be forgotten. Their family history is comprehensively presented here.

English    Dokumente / Fotos

Eine Kaufmannsfamilie aus Groß-Gerau

Adolf Guckenheimer (*1877) und seine Frau Settchen, geb. Hochstädter (*1880) stammten aus einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie in Groß-Gerau. Sie waren zwei wunderbare Menschen, die sich liebevoll und innig um ihre beiden Enkeltöchter Lieselotte (*1923) und Ruth (*1925) kümmerten. Deren Mutter Erna (*1902) war 1926 früh gestorben. Sie war das einzige Kind von Adolf und Settchen und hatte sich mit 24 Jahren das Leben genommen. Tragischerweise hatte sie sich vor den Zug geworfen, in dem ihr Mann saß (Schleindel 1990, S. 145). Die Kinder wuchsen in der Folge bei ihren Großeltern in Groß-Gerau auf. Lieselotte war damals erst drei Jahre und Ruth nur ein Jahr alt. Die Familie besaß inmitten der Kleinstadt ein stattliches Wohnhaus an der Walther-Rathenau-Straße 16, wo sie auch ihre Geschäfte führten. Dort lebten außerdem Adolfs älterer Bruder Ludwig (*1873) mit seiner Frau Rosa, geb. Grünbaum (*1876) sowie deren Tochter Luzie (*1906) mit ihrem Mann Julius Levi (*1894). Die gesamte Familie führte in zweiter Generation einen Baustoff-, Kohle- und Getreidehandel unter dem Namen „Simon Guckenheimer OHG“. Die sehr erfolgreiche Firma trug den Namen des Vaters, der sie 1880 gegründet hatte. Simon Guckenheimer hatte seine Söhne Ludwig und Adolf zum 1. Dezember 1904 als Teilhaber mit in die Firma aufgenommen.

Die Flucht nach Frankfurt

In der Nacht zum 1. April 1933, dem Beginn des nationalsozialistischen Boykotts jüdischer Geschäfte in Deutschland, war die Familie von der SA überfallen und tätlich angegriffen worden. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als Groß-Gerau zu verlassen. Das familieneigene Wohn- und Geschäftshaus mussten sie aufgeben. Während Ludwig und Rosa Guckenheimer gemeinsam mit ihrer Tochter Luzie und dem Schwiegersohn Julius Levi nach Wiesbaden zogen, ließen sich Adolf und Settchen Guckenheimer am 1. September 1933 im Frankfurter Nordend nieder,3Dieses exakte Datum ist dokumentiert in einem Schreiben der Hamburg-Amerika Linie an das Kreisamt Groß-Gerau vom 18.02.1936, siehe HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937. zunächst in einer Etagenwohnung an der Scheffelstraße 25 in unmittelbarer Nähe zum Philanthropin (einer jüdischen Schule), ab 1936 in einer großzügigeren Etagenwohnung an der Hammanstraße 4 beim Holzhausenpark. Hier wohnten sie zur Miete, erwarben aber zugleich ein ansehnliches Mietshaus am 19.03.1934 in der Günthersburgallee 79 und 1936 ein weiteres Mietshaus im Oederweg 100. Die beiden Enkeltöchter waren mit ihnen nach Frankfurt gezogen, wo sie von 1934 bis 1935 das Philanthropin und von 1935 bis 1939 das Dr. Heinemann’sche Mädchenpensionat in der Mendelsohnstraße 84 im Westend besuchten, das sie auf eine Ausreise nach Palästina vorbereiten sollte.4Das Pensionat wurde als Internat und Externat geführt. Es war eine jüdische Privatschule mit „behördlich genehmigten Unterricht“ bis zur „Obersekunda“.

Ihr Vater Otto Koch (*1897) wurde in der Reichspogromnacht wie weitere 35.000 jüdische Männer verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. Dort starb er am 8. Dezember 1938. Seine Asche wurde am 14. April 1939 den Eltern Ludwig und Thekla Koch nach Alzey geschickt.

Kindertransporte und Ausreisepläne

Spätestens mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 war für Adolf und Settchen Guckenheimer klar, dass sie ihre Enkelkinder außer Landes in Sicherheit bringen mussten. Mit Hilfe der Kindertransporte konnten sie sie im ersten Halbjahr 1939 nach England bringen. Außerdem unterstützten sie Freunde und Verwandte finanziell bei deren Auswanderung. Ihre eigene Ausreise hatten sie nach dem Überfall durch die SA in Groß-Gerau 1933 immer wieder vergeblich beantragt. Das geht aus Unterlagen hervor, die im Archiv von Groß-Gerau zu finden sind.5HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937. Paßanträge, Paßberichte der Eheleute Adolf Guckenheimer und Luise Guckenheimer, geb. Hochstädter, Groß-Gerau. Darmstadt: Hessisches Staatsarchiv. Die Beantragung der „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ für einen Reisepass, der auch zu Auslandsreisen berechtigen sollte, scheiterten bereits 1934 und 1936 am Einspruch des Bürgermeisters Stavinoga von Groß-Gerau, zuletzt mit der Begründung: „Von ihm [Adolf Guckenheimer] kann angenommen werden, dass er die Pässe dazu benutzt um im Ausland sich staatsfeindlich zu betätigen“ (HStAD, 1926-1937, S. 8). Auch die für 1936 mit der Hamburg-Amerika Line fest eingeplante Auslandsreise in die USA scheiterte.6Im Katalog des Hauptstaatsarchivs in Darmstadt sind zwei Akten mit der Signatur „HStAD, R 21 B, NACHWEIS verz2209940“ sowie „verz229822“ vermerkt über „Guckenheimer, Adolf, Herkunft: Groß-Gerau. – Auswanderungsdatum: 1936 / Ziel: Amerika“ und über „Guckenheimer, Settchen, Herkunft: Lampertheim. – Auswanderungsdatum: 1936 / Ziel: Amerika.“ Beide Akten gelten als „verschwunden“, geben aber vom Titel her bereits ein klares Zeugnis von den Ausreiseplänen des Ehepaars. Nach der „Reichskristallnacht“ verfolgte das Ehepaar Guckenheimer weitere Ausreisepläne, darunter auch den Versuch, mit Hilfe einer Bürgschaft („Avidavit“) von Verwandten in Chicago in die USA zu emigrieren. Darüberhinaus gab es 1940 auch den Plan, gemeinsam mit Nachbarn aus der Gaußstraße 41 nach Brasilien auszuwandern. Dort hatten Adolf und Settchen Guckenheimer eine Farm gekauft. Um diese verschiedenen Pläne finanzieren zu können, mussten sie Ende 1938 ihren Immobilienbesitz in der Günthersburgallee 79 und Anfang 1940 ihre Liegenschaft im Oederweg 100 veräußern. Der Verkauf ihrer Immobilien an „Arier“ war die einzig verbliebene Möglichkeit, noch an Geld zu kommen. Dies geschah unter großem Druck und weit unter Wert. Auf den Ertrag musste eine Judenvermögensabgabe von 20 Prozent des Wertes sowie die Reichsfluchtsteuer von 26 Prozent des Wertes gezahlt werden. Der verbleibende Rest landete auf einem Sperrkonto, über das die jüdischen Eigentümer nicht frei verfügen konnten. Sie mussten sich alle Ausgaben über 300 RM von den Behörden einzeln genehmigen lassen.

Deportation

Mit Kriegsbeginn im September 1939 hatte sich die Lage für die jüdische Bevölkerung dramatisch zugespitzt. Auswanderungsmöglichkeiten waren kaum noch vorhanden, viele Länder hielten ihre Grenzen geschlossen. Weder Ausreisepläne nach Brasilien ließen sich realisieren – obwohl Adolf Guckenheimer am 24. Dezember 1940 den Preis für den Erwerb einer Farm in Porto Victoria bereits an den Verkäufer überwiesen hatte –, noch war die alternativ geplante Ausreise zu Verwandten nach Chicago umsetzbar. Sie scheiterte an den fehlenden Bürgschaften. Am 28. September 1941 wurden Adolf und Settchen Guckenheimer von der Gestapo zwangsweise aus ihrer Mietwohnung an der Hammanstraße 4 in ein „Judenhaus“ in die benachbarte Eschersheimer Landstraße 39 umquartiert. Dort waren Juden aus Frankfurt für die „Evakuierung nach Osten“ untergebracht. Die Gestapo zwang sie am 22. November 1941 in einen Deportationszug, der mit 937 jüdischen Insassen vom Bahnhof der Frankfurter Großmarkthalle nach Riga fahren sollte. Da das Ghetto in Riga bereits überfüllt war, wurde der Zug kurzfristig nach Kaunas in Litauen umgeleitet und traf dort am 25. November 1941 zusammen mit zwei weiteren Zügen aus Berlin und München ein.

Massaker in Kaunas

Im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Yad Vashem heißt es zu der Deportation: „Der Zug mit den Männern, Frauen und Kindern verließ Frankfurt am 22. November und traf wenige Tage nach der Ankunft von Juden aus Berlin und München in Kaunas ein. Nachdem die Deportierten am Bahnhof Kaunas vom 11. Deutschen Polizeibataillon und von Litauischen Helfern aus dem Zug befohlen worden waren, mussten sie sechs Kilometer durch die Stadt und entlang des Ghettos zum Fort IX marschieren. Kurz nachdem sie ihr Ziel am 25. November 1941 erreicht hatten, wurden sie zu Gruben geführt und von Männern des Einsatzkommandos 3, der Deutschen Ordnungspolizei und Litauischen Helfern ermordet – Dies war die erste Massenerschießung von deutschen Juden überhaupt“ (Yad Vashem).

Unter den jüdischen Opfern waren laut Protokoll des Einsatzleiters Karl Jäger 1.159 Männer, 1.600 Frauen und 175 Kinder (Scheffler 2003, S. 83). Niemand überlebte, der die Verbrechen hätte bezeugen können.

Der Historiker Wolfram Wette resümiert das Ergebnis eines Prozesses, der den Mitgliedern des Einsatzkommandos 3 Anfang der 1960er Jahre in Frankfurt gemacht worden war, die diese Massaker verübt hatten: „Die 17 Beschuldigten im sogenannten EK3-Prozess wurden trotz der Evidenz ihrer Verbrechen außer Verfolgung gesetzt, da die Juristen keine Möglichkeit sahen, einzelne Straftäter strafrechtlich zu belangen, also einen individuellen Schuldnachweis zu führen.“ (Wette 2012, S. 169).

Stolpersteine

Am ursprünglichen Wohnsitz der Familie Guckenheimer in der Walther-Rathenau-Str. 16 in Groß-Gerau wurden am 21. Mai 2016 für die letzten Bewohner des Hauses 1933 sechs Stolpersteine verlegt mit folgenden Inschriften:

Hier wohnte
ADOLF GUCKENHEIMER
Jg. 1877
Unfreiwillig verzogen
1934 Frankfurt
Deportiert 1941
Kowno Fort IX
Ermordet 25.11.1941
Hier wohnte
SETTCHEN GUCKENHEIMER
geb. Hochstädter
Jg. 1880
Unfreiwillig verzogen
1934 Frankfurt
Deportiert 941
Kowno Fort IX
Ermordet 25.11.1941
Hier wohnte
LUDWIG GUCKENHEIMER
Jg. 1873
Unfreiwillig verzogen
1933 Wiesbaden
Flucht
Italien
Hier wohnte
ROSA GUCKENHEIMER
geb. Grünbaum
Jg. 1878
Unfreiwillig verzogen
Wiesbaden
Deportiert 1942
Theresienstadt
Ermordet 15.11.1942
Hier wohnte
JULIUS LEVI
Jg. 1894
Unfreiwillig verzogen
1933 Wiesbaden
Flucht 1937
Italien
1939 USA
Hier wohnte
LUCIE LEVI
geb. Guckenheimer
Jg. 1906
Unfreiwillig verzogen
1933 Wiesbaden
Flucht 1937
Italien
1939 USA
Sechs Stolpersteine vor dem Haus in der Walther-Rathenau-Str. 16 in Groß-Gerau

Die Finanzierung und Patenschaft für diese Stolpersteine hat Marlise Fassoth, geb. Müller (*1933), die Tochter von Charlotte Renkel (*1907), einer ehemaligen Haushaltshilfe von Adolf und Settchen Guckenheimer, übernommen. Deren Enkelsohn berichtete mir bei meinem Besuch im Mai 2023 in Groß-Gerau, mit welcher Hochachtung und Wertschätzung seine Großmutter und Mutter zu ihren Lebzeiten stets über Adolf und Settchen Guckenheimer gesprochen hätten. Diese seien sehr gebildet gewesen und immer großzügig und freundlich mit ihren Angestellten umgegangen. In einem Redemanuskript von Marlise Fassoth aus 2014 heißt es: „Meine Mutter war aus Michelstadt im Odenwald und war bei der Familie Guckenheimer in Stellung – so bezeichnete man damals die Dienstmädchen. […] Wir hatten ein Foto, auf dem die Tochter, Erna Guckenheimer, und meine Mutter an einem Fenster des turmartigen Erkers zu sehen sind. […] Meiner Mutter ging es bei den Guckenheimers sehr gut, das hat sie mir immer erzählt. Ihre Erzählungen haben mich wohl geprägt“ (www.erinnerung.org). Die Verlegung der Stolpersteine sei ihr daher immer ein großes Anliegen gewesen und der Familie Guckenheimer im persönlichen Andenken gewidmet.

Deutsch     Documents / Photos

A merchant family from Groß-Gerau

Adolf Guckenheimer (*1877) and his wife Settchen, née Hochstädter (*1880) came from a respected Jewish merchant family in Gross-Gerau. They were two wonderful people who lovingly and intimately cared for their two granddaughters Lieselotte (*1923) and Ruth (*1925). Their mother Erna (*1902) had died young in 1926. She was the only child of Adolf and Settchen and had taken her own life at the age of 24. Tragically, she had thrown herself in front of the train her husband was on (Schleindel 1990, p. 145).
The children subsequently grew up with their grandparents in Groß-Gerau. Lieselotte was only three years old at the time and Ruth only one year old. The family owned a stately home in the middle of the small town at Walther-Rathenau-Strasse 16, where they also ran their business. Adolf’s older brother Ludwig (*1873) and his wife Rosa, née Grünbaum (*1876) also lived there, as did the latter’s daughter Luzie (*1906) and her husband Julius Levi (*1894). The entire family ran a building materials, coal and grain trade company in the second generation under the name „Simon Guckenheimer OHG“. The very successful company bore the name of the father who had founded it in 1880. Simon Guckenheimer had taken his sons Ludwig and Adolf into the company as partners on 1st of Dezember 1904.

The escape to Frankfurt

On the night to 1st of April 1933, the beginning of the National Socialist boycott of Jewish businesses in Germany, the family had been attacked and physically assaulted by the SA. They had no choice but to leave Groß-Gerau. They had to give up the family’s residential and commercial building. While Ludwig and Rosa Guckenheimer moved to Wiesbaden together with their daughter Luzie and son-in-law Julius Levi, Adolf and Settchen Guckenheimer settled in Frankfurt’s Nordend at 1st of September 1933,7This exact date is documented in a letter from the Hamburg-America Line to the district office of Groß-Gerau dated 18th of February 1936, see HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937. initially in a floor apartment at Scheffelstraße 25 in the direct neighborhood of the Philanthropin (a Jewish school), and from 1936 in a more spacious floor apartment at Hammanstraße 4 near Holzhausenpark. Here they lived for rent, but at the same time acquired a respectable apartment building at 19th of March 1934 at Günthersburgallee 79 and in 1936 another apartment building at Oederweg 100. Their two granddaughters had moved with them to Frankfurt, where they attended the Philanthropin from 1934 to 1935 and from 1935 to 1939 Dr. Heinemann’s girls‘ boarding school at Mendelsohnstraße 84 in the West End, which was intended to prepare them for emigration to Palestine.8The boarding school was run as a boarding and external school. It was a Jewish private school with „officially approved instruction“ up to the „Obersekunda“ (class 11) level. Their father Otto Koch (*1897) was arrested on Reichspogromnacht like another 35,000 Jewish men and deported to Buchenwald concentration camp. He died there on 8th of December 1938. His ashes were sent on 14 April 1939 to the parents Ludwig and Thekla Koch living in Alzey.

Kindertransporte and exit plans

At the latest with the“Reichskristallnacht“ on 9th of November 1938, it was clear to Adolf and Settchen Guckenheimer that they had to take their grandchildren out of the country to safety. With the program of Kindertransporte, they were able to bring them to England in the first half of 1939. They also supported friends and relatives financially in their emigration. They had repeatedly applied in vain for their own emigration after the attack by the SA in Groß-Gerau in 1933. This can be seen in documents that are available in the Groß-Gerau archives.9HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937. Passport applications, passport reports of the married couple Adolf Guckenheimer and Settchen Guckenheimer, née Hochstädter, Groß-Gerau. Darmstadt: Hessian State Archives. The application for a „non-objection certificate“ for a passport, which would also entitle the holder to travel abroad, failed as early as 1934 and 1936 due to the objection of the mayor of Groß-Gerau, the last time with the justification: „It can be assumed that he [Adolf Guckenheimer] uses the passports to engage in anti-state activities abroad“ (HStAD, 1926-1937, p. 8). Also, the travel overseas to the USA with the Hamburg-America Line, which was firmly planned for 1936, failed.10In the catalog of the Main State Archives in Darmstadt, two files with the signature „HStAD, R 21 B, NACHWEIS verz2209940“ and „verz229822“ are noted about „Guckenheimer, Adolf, Origin: Groß-Gerau. – Emigration date: 1936 / Destination: America“ and about „Guckenheimer, Settchen, Origin: Lampertheim. – Emigration date: 1936 / Destination: America.“ Both files are considered to have „disappeared,“ but from the title they already give clear testimony to the couple’s plans to emigrate. After the „Reichskristallnacht“, the Guckenheimer couple pursued further plans to leave the country, including an attempt to emigrate to the USA with the help of a guarantee („Avidavit“) from relatives in Chicago. Furthermore, in 1940 there was also a plan to emigrate to Brazil together with neighbors from Gaußstraße 41. Adolf and Settchen Guckenheimer had bought a farm there. In order to be able to finance these various plans, they had to sell their property at Günthersburgallee 79 at the end of 1938 and their property at Oederweg 100 at the beginning of 1940.

Selling their real estate to „Aryans“ was the only remaining possibility to get money. This was done under great pressure and far below value. A special „Judenvermögensabgabe“ (Jewish property tax) of 20 percent of the value, plus the „Reichsfluchtsteuer“ (another specific tax to exploit Jews) of 20 percent of the value had to be paid on the revenues. The remainder ended up in a blocked account over which the Jewish owners could not freely dispose. They had to obtain approval from the National Socialist authorities for any expenditure over Reichsmark 300.

Deportation

With the beginning of the war in September 1939, the situation for the Jewish population had dramatically worsened. There were hardly any emigration possibilities left, many countries kept their borders closed. Neither plans to emigrate to Brazil could be realized – although Adolf Guckenheimer had already transferred the price for the purchase of a farm in Porto Victoria to the seller on 24th of December 1940 – nor was the alternatively planned emigration to relatives in Chicago feasible. It failed because of the lack of guarantees. On 28th of September 1941, Adolf and Settchen Guckenheimer were forcibly relocated by the Gestapo from their rented apartment at Hammanstraße 4 to a „Judenhaus“ at the neighboring Eschersheimer Landstraße 39. Jews from Frankfurt were housed there for „evacuation to the East“. On 22nd of November 1941, the Gestapo forced them onto a deportation train that was to travel from Frankfurt’s Grossmarkthalle train station to Riga with 937 Jewish occupants. However, since the Riga ghetto was already overcrowded, the train was diverted at short notice to Kaunas in Lithuania and arrived there on 25th of November 1941, together with two other trains from Berlin and Munich.

Kaunas massacre

The Documentation Center of the Yad Vashem memorial states about that deportation: „The train with the men, women and children left Frankfurt on November 22 and arrived in Kaunas a few days after the deportees from Berlin and Munich. As soon as they were taken off the train at Kaunas train station by Lithuanian aides and members of the 11th German police battalion, the Jews were marched 6 km through town and along the ghetto fence to Fort IX. Shortly after they arrived, on November 25, 1941, they were taken to pits and murdered by members of the Einsatzkommando 3 (mobile SS death squad), German Ordnungspolizei (order police) and Lithuanian aides – this was the first ever mass shooting of German Jews“ (Yad Vashem).

Among the Jewish victims were 1,159 men, 1,600 women and 175 children, according to the protocol of the head of operations, Karl Jäger (Scheffler 2003, p. 89). No one survived who could have witnessed the crimes. Historian Wolfram Wette sums up the outcome of a trial held in Frankfurt in the early 1960s against the plot members of „Einsatzkommandos 3“ (EK3) who had been carrying out these massacres: „The 17 defendants in the so-called EK3 trial were set aside from prosecution despite the clear evidence of their committing crimes, because the jurists saw no possibility to prosecute individual criminals, in other words to provide individual proof of guilt.“ (Wette 2012, p. 169).

Stolpersteine

At the original residence of the Guckenheimer family at Walther-Rathenau-Str. 16 in Groß-Gerau, six „Stolpersteine“ were laid on the 21st of May 2016 for the last residents of the house in 1933, with the following inscriptions:

Here lived
ADOLF GUCKENHEIMER
Born in 1877
Involuntarily moved
1934 Frankfurt
Deported 1941
Kowno Fort IX
Murdered 25.11.1941
Here lived
SETTCHEN GUCKENHEIMER
née Hochstädter
Born in 1880
Involuntarily moved
1934 Frankfurt
Deported 1941
Kowno Fort IX
Murdered 25.11.1941
Here lived
LUDWIG GUCKENHEIMER
Born in 1873
Involuntarily moved
1933 Wiesbaden
Escape
Italy
Here lived
ROSA GUCKENHEIMER
née Grünbaum
Born in 1878
Involuntarily moved
Wiesbaden
Deported 1942
Theresienstadt
Murdered 15.11.1942
Here lived
JULIUS LEVI
Born in 1894
Involuntarily moved
1933 Wiesbaden
Escape 1937
Italy
1939 USA
Here lived
LUCIE LEVI
née Guckenheimer
Born in 1906
Involuntarily moved
1933 Wiesbaden
Escape 1937
Italy
1939 USA
Six „Stolpersteine“ in front of the house in Walther-Rathenau-Str. 16 in Groß-Gerau

Marlise Fassoth, née Müller (*1933), the daughter of the household help Charlotte Renkel (*1907) of Adolf and Settchen Guckenheimer from Groß-Gerau, took over the financing and sponsorship of these „Stolpersteine“. Their grandson reported to me during my visit in May 2023 in Groß-Gerau, with which honor and respect his grandmother and mother had always spoken about Adolf and Settchen Guckenheimer during their lifetime. These had been very educated and had always dealt generously and kindly with their employees, maids and nannies. In a speech manuscript by Marlise Fassoth from 2014 it says: „My mother was from Michelstadt in the Odenwald and was in position with the Guckenheimer family – that’s how they called the maids at that time. […] We had a photo in which the daughter, Erna Guckenheimer, and my mother can be seen at a window of the tower-like bay window. […] My mother was very happy with the Guckenheimers, she always used to tell me. Her testimonials must have left their traces on me“ (www.erinnerung.org). The laying of the „Stolpersteine“ was therefore always a great priority for her and is dedicated to the Guckenheimer family who had a great impact in her personal memories.


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Anmerkungen / Notes
  • 1
    Foto Jan. 1939, aus dem Privatbesitz der Familie Veit / Private property of the Veit family.
  • 2
    Foto Jan. 1939, aus dem Privatbesitz der Familie Veit / Private property of the Veit family.
  • 3
    Dieses exakte Datum ist dokumentiert in einem Schreiben der Hamburg-Amerika Linie an das Kreisamt Groß-Gerau vom 18.02.1936, siehe HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937.
  • 4
    Das Pensionat wurde als Internat und Externat geführt. Es war eine jüdische Privatschule mit „behördlich genehmigten Unterricht“ bis zur „Obersekunda“.

  • 5
    HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937. Paßanträge, Paßberichte der Eheleute Adolf Guckenheimer und Luise Guckenheimer, geb. Hochstädter, Groß-Gerau. Darmstadt: Hessisches Staatsarchiv.
  • 6
    Im Katalog des Hauptstaatsarchivs in Darmstadt sind zwei Akten mit der Signatur „HStAD, R 21 B, NACHWEIS verz2209940“ sowie „verz229822“ vermerkt über „Guckenheimer, Adolf, Herkunft: Groß-Gerau. – Auswanderungsdatum: 1936 / Ziel: Amerika“ und über „Guckenheimer, Settchen, Herkunft: Lampertheim. – Auswanderungsdatum: 1936 / Ziel: Amerika.“ Beide Akten gelten als „verschwunden“, geben aber vom Titel her bereits ein klares Zeugnis von den Ausreiseplänen des Ehepaars.
  • 7
    This exact date is documented in a letter from the Hamburg-America Line to the district office of Groß-Gerau dated 18th of February 1936, see HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937.
  • 8
    The boarding school was run as a boarding and external school. It was a Jewish private school with „officially approved instruction“ up to the „Obersekunda“ (class 11) level.
  • 9
    HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937. Passport applications, passport reports of the married couple Adolf Guckenheimer and Settchen Guckenheimer, née Hochstädter, Groß-Gerau. Darmstadt: Hessian State Archives.
  • 10
    In the catalog of the Main State Archives in Darmstadt, two files with the signature „HStAD, R 21 B, NACHWEIS verz2209940“ and „verz229822“ are noted about „Guckenheimer, Adolf, Origin: Groß-Gerau. – Emigration date: 1936 / Destination: America“ and about „Guckenheimer, Settchen, Origin: Lampertheim. – Emigration date: 1936 / Destination: America.“ Both files are considered to have „disappeared,“ but from the title they already give clear testimony to the couple’s plans to emigrate.
  • 11
    Foto aus dem Privatbesitz der Familie Veit / Private property of the Veit family.
  • 12
    Foto aus dem Privatbesitz der Familie Veit / Private property of the Veit family.
  • 13
    Foto Hermann Tertilt aus dem Stadtmuseum Groß-Gerau
  • 14
    Foto aus dem Privatbesitz der Familie Veit / Private property of the Veit family.
  • 15
    HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937.
  • 16
    HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937.
  • 17
    HStAD Bestand G 15 Gross-Gerau Nr. Q 454. 1926-1937.
  • 18
    ISG FFM Bestand A.62.02 Nr. 370. 1938-1939, S. 22.
  • 19
    ISG FFM Bestand A.62.02 Nr. 771. 1940, S. 20.
  • 20
    HHStAW Bestand 519/3 Nr. 1935. 1938-1941, S. 49.
  • 21
    Für die Opfern der Shoah aus Frankfurt wurden an der Außenmauer des Alten jüdischen Friedhofs über 12.000 Namenstafeln angebracht. Sie geben jedem Toten einen eigenen Ort der Erinnerung. In Deutschland ist es die eindrucksvollste Gedenkstätte an den Holocaust. Als Zeichen der Erinnerung legen Besucher Steinchen auf den Namenstafeln der ermordeten Juden. / For the victims of the Shoah from Frankfurt, more than 12,000 name plaques were placed on the outer wall of the Old Jewish Cemetery. They give each victim its own place of remembrance. In Germany, it is the most impressive memorial to the Holocaust. As a sign of remembrance, visitors place small stones on the name plaques of the murdered Jews. (Foto Hermann Tertilt)
  • 22
    (Foto Hermann Tertilt)
  • 23
    Foto Hermann Tertilt.
  • 24
    Foto Hermann Tertilt.
  • 25
    Foto Hermann Tertilt.
  • 26
    Urkunde aus dem Privatbesitz der Familie Fassoth / Private property of the Fassoth family.