25-11-1940 Guckenheimer

(Letzte Bearbeitung / last updated on 21/01/2024)

Brief von Settchen und Adolf Guckenheimer an ihre Enkeltochter Lieselotte und Familie Selig in Chicago vom 25. November 1940. / Letter from Settchen and Adolf Guckenheimer to their granddaughter Lieselotte and the Selig family in Chicago dated 25th of November 1940.

Transkription / Transcription

25-11-1940

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Frankfurt, 25. November (Nr. 19)

Meine Lieben. Vor allem schätze Euch Alle wohl, was gesundheitlich G.s.D. auch bei uns der Fall ist. Wir warten & warten auf Nachricht von Euch, die letzte, die wir bekommen haben, war vom 7. Okt. & sind dies bis heute 7 Wochen, ich hoffe, daß Ihr unsere Briefe & die letzten Nr. 17 & 18 alle erhalten habt & seid Ihr viele rückständig. Wir dachten Ihr werdet uns tel[egraphisch]. benachrichtigen wegen Ruths Krankheit, da wir in großer Sorge sind. Zur Zeit kommt die Post sehr langsam hier an, aber trotzdem haben Leute vom 25 & 28 Okt. schon vor 14 Tagen bekommen. Vorigen Sonntag haben wir die Lieben in Mörfelden besucht & haben sich sehr mit uns gefreut, denn Sie besuchen uns auch öfters hier, L. Lieselotte, Tante Thekla & Onkel J. sind jetzt gut in Palästina angekommen und wird es gegenseitig eine große Freude gewesen sein, Bartel hat inzwischen einen kleinen Jungen bekommen. In deinem letzten Brief hast Du geschrieben, daß Du an Onkel Fritz scheiben willst. Hat er Dir geantwortet & Dir auch etwas Schönes zum Geburtstag geschenkt. Soweit ich mich erinnere, hat mir mal Tante Laura erzählt, Familie Koch hätten auch Verwandten in Chicago welchen es sehr gut ginge, lasse Dir mal von Tante L. die Adr[esse]. geben und Tante Jenny ist sicher so lieb und geht mal mit Dir hin, es wäre doch möglich, daß Sie auch etwas für Ruth thun könne. Heute braucht man sich nicht mehr zu genieren, meinst Du nicht auch l. Jenny oder die Verwandten welche für Euren Vater seb.[?] Bürgschaft gegeben hatten, also setze Dich mal mit den Leuten in Verbindung & wenn es dich geniert, schreibt vielleicht Tante J[enny]. mal an Tante Laura. Wir werden auch in den nächsten Tagen die Adr[esse]. von Frau Stern bekommen, und schreiben wir deshalb dann sofort und kannst Du Frau Stern dann auch mal besuchen. Heute mittag war Frau Herrmann1Johanna Herrmann, geb. Gutmann (*23.09.1879 in Kassel), war eine Nachbarin aus der Wolfsgangstr. 28 und wanderte am 13.07.1941 nach New York aus. gemütlich zum Kaffen bei uns, auch Herrn Frohmann ist öfters Gast bei uns. Von den Lieben in Amst[erdam]. haben wir wöchentlich Nachricht, nur von Tante Josef[ine]. hören wir nichts & ist Tante Toni auch in großer Unruhe. Hat Emma von ihrer Schwester Jenny Nachricht, man wartet mit großer Sehnsucht auf den Briefträger. Sonst weiß für heute weiter nichts mehr zu berichten & seid Alle meine Lieben aufs herzlichste gegrüßt & geküßt von Eurer Euchl[iebenden]. Settchen

Bernhard & Johanna lassen gar nichts von sich hören – warum?

Meine Lieben Alle.
Ganz liebe Grüße & alles Gute
Opa

Deutsch     Anfang / Top

Frankfurt, 25th of November 1940 (No. 19)

My dear ones. Above all, I esteem you all well, which is also the case with us in terms of health, thanks God. We are waiting and waiting for news from you. The last one we received was from October 7. It has been 7 weeks until today. I hope that you have all received our letters and the last No. 17 and 18. But you are many behind. We thought you would telegraph us about Ruth’s illness as we are very worried. At present the mail arrives here very slowly. But still people from the 25th and 28th of October got mail 14 days ago. Last Sunday we visited the loved ones in Mörfelden. They were very happy with us, because they also visit us here often. Dear Lieselotte, Aunt Thekla and Uncle J. have now arrived well in Palestine. So it will have been a great joy for each other, Bartel has had a little boy in the meantime. In your last letter you wrote that you wanted to write to Uncle Fritz. Did he answer you and also give you something nice for your birthday? As far as I remember, Aunt Laura once told me that the Koch family also had relatives in Chicago who were doing very well. Let Aunt L. give you the address. Aunt Jenny will surely be so kind and go there with you. It is possible that she could do something for Ruth. Today one does not need to be embarrassed anymore, don’t you think dear Jenny? Or the relatives who had guaranteed for your father. So get in touch with them and if you feel embarrassed, maybe Aunt Jenny will write to Aunt Laura. We will also get the address from Mrs. Stern in the next few days. We will write immediately and you can visit Mrs. Stern. Today at noon, Mrs. Herrmann2Johanna Herrmann, née Gutmann (*23.09.1879 in Kassel), was a neighbour from Wolfsgangstr. 28 and emigrated on 13.07.1941 to New York. came to have coffee with us, and Mr. Frohmann is also a frequent guest here. We have weekly news from our loved ones in Amsterdam, but we hear nothing from Aunt Josefine. Aunt Toni is also in great anxiety. Emma has news of her sister Jenny. One waits with great longing for the postman. Apart from that, there is nothing more to report for today. Greetings and kisses to all my dear ones from your loving Settchen.

Bernhard and Johanna have not sent any messages at all – why?

My dear ones all. Very dear greetings & all the best
Opa

Anmerkungen / Notes
  • 1
    Johanna Herrmann, geb. Gutmann (*23.09.1879 in Kassel), war eine Nachbarin aus der Wolfsgangstr. 28 und wanderte am 13.07.1941 nach New York aus.
  • 2
    Johanna Herrmann, née Gutmann (*23.09.1879 in Kassel), was a neighbour from Wolfsgangstr. 28 and emigrated on 13.07.1941 to New York.